ein Name ist Sahar. Ich ziehe durch das Land, um euch von den ungeheuerlichen Dingen der Vergangenheit zu berichten, von großen Heldentaten und düsteren Schurkereien, von Intrigen, gewaltigen Schlachten und der Verdammnis. Ich werde euch von der Liebe singen, die alles überwindet. Denn die Liebe ist der Bogen, der sich von der Vergangenheit über heute und in die Ewigkeit spannt. Lasst ihn uns mit Maraias Hilfe gemeinsam betreten. Denn die Liebe ist Anfang und Ende. Inmitten der Zwietracht, inmitten von Leid und Hass, inmitten von Lug und Trug, inmitten von Schmerz und Tod. Wenn alles in Mánis Feuern verbrennen wird, bleibt sie allein bestehen und die Gegensätze erfüllen sich. Friede ist. Freiheit ist. Liebe ist. Sie werden ewig sein.

Sahar, der Märchenerzähler
Lasst euch erzählen!
Als die Erde noch jung und kraftvoll war, herrschte über die Provinz ein gerechter, edler Fürst; der hieß Launin. Der Name seines Weibes war Ralia und mit ihr gemeinsam regierte Launin von seiner Hauptstadt Lundersüt das Sonnenreich, das im Norden bis hinter das Eismeer, im Süden zum Wall und im Osten hin zu den Ebenen des Ewigen Krieges reichte.
Launin und Ralia waren ein weises Herrscherpaar. Ihr Volk liebte die beiden und verehrte sie. In jenem ersten Erdalter, einer Epoche, deren Anfänge so tief im Nebel der Zeiten verborgen sind, dass ihn nicht einmal die frühesten Erzählungen der Ältesten unter den Alten mit dem Lichte ihrer Worte verjagen, in jenen Zeiten, in denen die Männer noch wie die Frauen Haare auf den Köpfen trugen, sage ich, gab es noch keine Richter, keine Henker und keine Soldaten. Nachbarn liebten Nachbarn und waren glücklich miteinander. Niemals sagte einer ein harsches Wort zum Nächsten, nie gab es Hass oder Streit und keiner begehrte des anderen Weib. Noch säte der Neid keine Zwietracht in die Herzen, denn es gab das Böse noch nicht in der Welt. Blinde Toren waren die Menschen in ihrem schlafenden Glück. Ach, hätte Launins Ära doch ewig und ewig und ewig gewährt. Doch eine Welt muss sterben, damit sie in der nächsten wiedergeboren wird.
Und so begab es sich, dass Ralia mit zwei Söhnen niederkam. Es waren Zwillinge. Wer sie sah, entdeckte nicht die geringste Ähnlichkeit unter den beiden. Ich bin ehrlich zu euch, meine Freunde: Während der eine von Geburt an die lebendig gewordene Idee der Schönheit war, so muss ich euch den anderen als das Prinzip der Hässlichkeit zeichnen. Doch der edle Launin und die wunderbare Ralia liebten beide Söhne mit der gleichen Glut, sie kannten kein anderes Gefühl als ihre Liebe. Ist es nicht der Fluch aller Eltern, dass sie ihre Kinder lieben? Im ersten Zeitalter war es zumindest noch so und vielleicht gab es deshalb nichts Böses …
Launin nannte den Schönen „Ksaver egil nechmet“, was „Rote Sonne des Morgens“ heißt, denn seinem Sohn wuchsen Haare, rot wie die Glut des Feuers und wie die jungen Strahlen der Frühdämmerung funkelnd. Den Hässlichen nannte er aber „Sadon máni bechhet“, was „Schwarzer Mond der Nacht“ heißt, denn sein Haar war so schwarz wie glitzernde Kohle und lichtscheu wie die dunkelste Nacht.
Sommer kamen und gingen, Winter kamen und gingen. Die Welt wanderte durch die Zeiten, aber sie änderte sich nicht. Ksaver und Sadon wuchsen zu stattlichen, kräftigen Jünglingen heran. So verschieden ihr Aussehen war, so verwechselbar waren sie sich im Geiste. Was der eine dachte, dachte auch der andere, begann der Rote einen Satz, beendete ihn der Schwarze. Trat Ksaver auf eine Biene, wurde Sadon in den Zeh gestochen und war Sadon übersatt, so rülpste Ksaver. Ja, die beiden waren unzertrennlich, zwei einige, wahre Brüder. Launin und Ralia waren stolz auf ihre Söhne, die zu Männern voller ritterlicher Tugenden und Edelmut reiften.
So dämmerte der Tag herauf, der bei allen jungen Männern einmal kommen muss: Der Rote und der Schwarze lustwandelten durch die herrlichen Gärten des Schlosses ihres Vaters, Gärten, die traumhaft in ihrem Blütenreichtum und ihrer Schönheit waren. Ich muss mich schämen und schweigen in Angesicht dieser verschwenderischen Pracht, die meine einfachen Worte nicht fassen und deuten können. Die Brüder also schlenderten auf einem schmalen Weg zwischen den Beeten, erfreuten sich an der Nähe des anderen, denn sie liebten sich wirklich. Da erblickten sie über ein Anemonen-Gesträuch hinweg auf dem nächsten Gartenpfad eine wundervolle, engelsgleiche Maid und beiden war es, als sähen sie in die goldenen Augen eines Engels. Die Holde hieß Faiaba, hatte vierzehn Winter erlebt und noch nie war ihre zarte Gestalt vom begehrlichen Blick eines Mannes besudelt worden. Ihr Antlitz war von weizenblonden Haaren eingerahmt und ein strahlendes Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie die Brüder grüßte. Sie erfreute sich am Geruch der Blumen, an ihrem Leben und am Anblick Ksavers, dessen hohe, edle Erscheinung sogleich eine sehnsuchtsvolle Wunde in ihr reines, junges Herz schlug. Faiaba war die Tochter von Máeriqas, des Königs von Wendland, dem Weltendland im Westen. Ihr Vater hatte die von ihm wie sein Augapfel gehütete Schöne anlässlich eines Freundschaftsbesuchs an den Hof von Launin gebracht und es war das erste Mal, dass die Prinzessin die heimatliche Burg Bridon an der Küste des Gischtsees verließ.
Es wird euch nicht wundern, meine Lieben: Die Brüder verliebten sich zugleich in Faiaba, atmeten das Wunder ihres Daseins tief in ihre Seelen. Wie erschlagen und stumm sahen sie der Prinzessin hinterher, die lächelnd ihren Pfad weiterging. Lange noch hing ein Duft ihrer Haare über den Beeten und die Blumen erblassten.
Da eilten Sadon und Ksaver zu ihrem Vater, der sich im Thronsaal an den Liedern eines blinden Sängers erfreute und forderten jeder das Mädchen für sich. Düstere Falten verfinsterten das Gesicht Launins, denn er sah ein, er konnte die holde Prinzessin nur einem seiner Söhne geben. Der andere würde allein und unglücklich sein. Unglück, werdet ihr einwerfen wollen, wo kam das plötzlich her? Es gab doch nur glückliche Menschen! Dies war die Stunde, in der das Unglück geboren wurde, sage ich euch.
„Söhne“, sprach der weise Fürst, „beide liebt ihr Faiaba, aber nur einer von euch kann die Prinzessin heimführen. Darum bitte ich, euer Vater: Lasst sie selbst entscheiden. Das allein ist meinen Prinzen würdig. Ich werde am Abend ein großes Fest König Máeriqas’ zu Ehren geben und Faiaba zwischen euch setzen lassen. Ihr findet dabei sicherlich die Gelegenheit, die Neigungen der Maid zu erfahren. Vielleicht ist sie ja einem von euch hold. Auch werde ich mit Máeriqas sprechen, der, glaube ich, seine schöne Tochter nur zum Besuch mitgebracht hat, um sie an einen meiner Söhne zu binden. Glückliches Wendland. Es heiratet, wo andere streiten.“
So sprach der Fürst und die beiden Brüder stimmten ihm zu. Inzwischen saß Faiaba in ihrer Kemenate und dachte an Ksaver, den sie liebte.
Das Abendmahl begann fröhlich. Wie Launin versprochen hatte, saßen der Rote und der Schwarze rechts und links neben der Prinzessin, die sie beide doch so verehrten und liebten. Sie hatten sich fein gemacht, trugen ihre schönste Kleidung aus edlem, mit Gold gewirktem Stoff in der überaus eleganten Mode jener Fernen Zeit. Dies traf auch auf Faiaba zu. So lieblich wie diese Jungfrau, so heiter wie dieses Wesen, das mehr wie die Göttin Titania denn wie ein einfacher Mensch erschien, war kein Weib in dem hohen Königssaal und auch in der ganzen Provinz suchte sie ihresgleichen. Die Prinzessin freute sich, dass sie neben Ksaver saß. Schamhaft röteten sich ihre Wangen und ab und an schlug sie ihre Augen zu dem Geliebten auf und sandte ihm einen zärtlichen Blick. Sie kümmerte sich überhaupt nicht um den armen Sadon, der vor Liebe fast verging. Es war, als hätte sie auf dem linken Auge einen blinden Fleck. Oh, der Schwarze litt unter der unverdienten Missachtung, er litt furchtbare Liebesqualen. Da keimte ein Gefühl in ihm auf, ein namenloses Gefühl, da es vor Sadon noch keiner kannte: Es war der Neid. Er zerriss das Band zwischen den Brüdern. Zum ersten Mal empfand Ksaver etwas anderes als sein dunkler Zwilling. Der Rote fühlte nur Freude in sich und bemerkte die Qual Sadons nicht.
Ein Sänger trat vor die Tische und stimmte die Laute. Sadon freute sich auf die Lieder und das namenlose Gefühl, das in ihm Grauen und Abscheu vor sich selbst verursachte, verschwand. Doch dann erklangen die ersten Harmonien des Liedes vom Blinden Liebenden:
Lenika, Stimme der anderen Welt,
Wesen, so unwirklich wie der Tod.
Liebe ich dich doch so sehr!
Lenika, du bist schön,
ich weiß es, obgleich ich nicht seh’.
Liebe ich dich doch so sehr!
Lenika, der Klang deines Namens
ist allein Erfüllung für mich.
Liebe ich dich doch so sehr!
Lenika, blind bin ich geboren,
Deine Liebe macht mich sehend.
Du bist mein Augenlicht.
Lenika, was brauche ich Augen,
denn ich habe ja dich.
Lenika, ich sterbe für dich.
Die Stimme des Sängers war laut und kraftvoll. Als er endete, rief er: „Seid wie der Blinde. Zweifelt nie, das Leben ist wunderbar. Leben, das heißt Lieben!“ Den König grüßend hob seinen Krug, leerte ihn bis auf den Grund.
Und die Qual kehrte zurück zu Sadon. ‘Wie kann ich leben’, dachte er, ‘wenn meine Liebe nicht erwidert wird? Ich bin nicht blind. Ich liebe nicht um der Liebe willen. Ihr seid die Blinden, ihr habt keine Augen. Ihr dummen Toren, ihr alle, ich allein kann sehen!’ Schnell erhob er sich, entschuldigte sich bei seinem Vater und flüchtete aus dem hohen Saal. Seine Mutter sah ihm lange und nachdenklich hinterher.
Der Schwarze ging müde und voller Ekel vor sich selbst zu seinen Räumlichkeiten hoch oben im Westturm der Burg. Unbeherrscht warf er sich auf sein breites Bett, lag lange Zeit einfach nur da und betrachtete leidend das Antlitz der schönen Faiaba, das ihm seine verzweifelnde Seele an die Wand zauberte.
„Warum will sie mich nicht, weshalb liebt sie den Ksaver? Was hat er mir denn voraus, was besitzt er, das ich nicht habe?“ Die Fragen bohrten sich wie Messer in sein wundes Herz, doch er fand keine Antworten. Leer hallten sie in seiner Brust. Da erhob er sich und trat an einen Spiegel aus südlichem Silber, von jenseits des großen Walls, sah hinein, um sich zu prüfen. Dort in dem Bild, das ihm entgegensah: In ihm lag endlich die Antwort, die er bisher vergeblich gesucht hatte.
„Sadon. Du bist hässlich.“ Den Schwarzen packte unbeschreibliche Wut. Er nahm sein Schwert und schlug immer wieder auf den Spiegel ein, hinein in sein bleiches, hageres Gesicht mit der scharfen Adlernase, dem dünnen Mund, den fettigen Haaren. So lange schlug er, bis der Spiegel in viele Teile zerbrochen auf dem kalten Steinboden vor ihm lag. Plötzlich hatte er keine Kraft mehr in seinen Armen und Tränen rannen seine Wangen hinab. Sadon weinte über diese Welt, über Faiaba und Ksaver, über seine Eltern und sich selbst, ach, er wusste nicht, warum er weinte.
Dann aber, meine Freunde, die ihr mir bis hierher gefolgt seid und nun auch das schreckliche Ende erfahren müsst, dann hatte er keine Tränen mehr und in der Leere seiner Seele erwachte der Hass. Alle, die er eben noch beweint hatte, hasste er nun, aber am meisten die Faiaba. Da brannte eine Wut lodernd in ihm empor. Sie hatte ihm das alles angetan! Durch ihre Augen hatte er erkennen müssen, wie unwürdig, wie abscheulich hässlich er war.
Er stand eine Nacht da und das Böse erwachte in ihm, weil er anders aussah als die anderen, weil er neidisch war, weil er nicht geliebt wurde und doch selbst so heftig liebte. Ja, hört es mit Trauer. In dieser Nacht wurde Sadon böse. Der erste Mensch, dessen glückliche, geschlossene Augen sich der Wirklichkeit öffneten, er wurde böse, weil die anderen ihn nicht ansahen. Schließlich fasste er den Schwertgriff fester und machte sich auf die Suche. Seine Wut hatte ihn erneut erblinden lassen. Glück und Hass rauben das Augenlicht; wie ähnlich sind sie sich doch, meine Freunde, die ihr mir so geduldig lauscht.
Faiaba lag in ihrer Kemenate von Wein und Liebe erhitzt in ihrem Bett und konnte nicht schlafen. Ksaver! Er war ihr einziger Gedanke, ihr einziges Sehnen. Schließlich erhob sie sich erhitzt noch vor Morgengrauen, um das Fenster ihres Zimmers zu öffnen und die kühle Nachtluft zu schmecken. Sie stand in dem hohen Rahmen, sah hinauf zu den sonst so gleichgültigen, fernen Sternen, die heute jedoch allein für die Holde schienen und sich gegenseitig an Glanz überboten. Die sanfte Nacht hüllte ihren schönen, nackten Körper in ihre Gnade. Vereinzelte schüchterne Lichtreflexe des nahen Weihers spielten auf ihrer Haut, die glatt und makellos in schwarzes Öl getaucht schien.
Sie spürte etwas hinter sich. Es war das Grauen. Es kroch kalt an ihren Beinen empor. Namenlose, ungekannte Angst erfüllte sie mit einem Mal. Sie hob zu einem Schrei an, doch ihre Kehle war wie zugeschnürt. Nur ein jammerndes Wispern zitterte durch den Raum. Langsam wandte sie sich um. Das Zimmer vor ihr verschwamm in wirbelnder Dunkelheit. Aber sie konnte doch eine Gestalt ausmachen, die sie aufmerksam aus kalten Fischaugen mit einem gierigen Blick bestarrte, abschätzte, besudelte. Ihre Angst und ihr Grauen wuchsen ins Unermessliche! Sie wollte endlich schreien, einfach nur schreien, aber es gelang ihr nicht. Sie erstickte fast an dem Druck, der sich gegen ihre Kehle presste! Diese furchtbaren meergrünen Augen, sie ließen nicht von ihr ab. Sie fraßen an ihr, verschlangen sie wie ein Sumpf. Faiaba stöhnte, immer lauter werdend. Bis sie dann endlich schrie! Ein Schrei, hinter dem all ihre Angst lag, erschütterte die Burg, kroch alle Gänge hinab und die Menschen, die ihn hörten, die aus dem unruhigen Schlaf des frühen Morgens hochschreckten, erfroren zu Eisskulpturen ihrer selbst.
Ach, muss ich doch zum bitteren Ende kommen und will es nicht.
Die Prinzessin schrie noch, als Sadon sein Schwert schwang, blitzend fuhr es wie erschreckt durch die Luft. Faiaba machte abwehrend einen Schritt zurück, stürzte rückwärts aus dem Fenster, vor dem sie gestanden war und fiel zwei Stockwerke von der schmalen Brüstung hinunter in die üppigen Anemonenbüsche.
Und Sadon? Wie betäubt stand er da, ohne sich um das wach werdende Schloss und die erschreckten Rufe zu kümmern, die ihm immer lauter an die Ohren drangen. Er starrte mitleidlos hinab auf den zerbrochenen, kleinen Leib tief unter ihm, dessen Sturz er doch verursacht hatte. Eine junge Rose war gewaltsam aus ihrem Leben gerissen und in den Kehricht geworfen, im Dreck zertreten. Doch der Schwarze bereute nicht. Er lachte schallend über den Anblick, der jeden anderen zu Tränen gerührt hätte. Ksaver war der erste, der in die Kemenate der Prinzessin stürzte. Ungläubig weiteten sich seine Augen. Nach seinem Bruder war er der zweite, der gewaltsam aus seinem Traum gerissen wurde.
„Sadon!“ Er brüllte diesen Namen, konnte nicht fassen, was er sah. Sein geliebter Zwilling drehte sich herum. Mit noch immer erhobenem Schwert drang er auf seinen wehrlosen Bruder ein. Tief trieb er den glühenden Stahl in den Leib Ksavers. Mit einem ungläubigen Seufzer auf den Lippen stürzte der Rote zu Boden. Der Schwarze lächelte dünn.
„Wir sehen uns wieder, Bruder“, sagte er zu dem sich in seinem Blute wälzenden halb Ohnmächtigen. Dann suchte er sein Heil in schneller Flucht. Da Sadon ein Freund der Jagd war, fand er sein Pferd gesattelt auf ihn wartend. Ohne Mantel, nur mit dem bloßen, blutigen Schwert in der Rechten ritt das Böse in die Morgendämmerung und ward lange Zeit verschollen.
Ksaver aber und Faiaba wurden bald gefunden und allein die magische Heilkunst der Königin Ralia konnte die beiden vor dem sicheren Tode bewahren. Doch der Preis, den sie für ihr Leben bezahlten, war furchtbar: Faiaba erwachte nicht mehr aus einem todesähnlichen Schlaf und auch Ksaver wurde nie mehr der, der er einmal gewesen. Nur der Hass auf seinen Bruder hielt ihn noch am Leben. Und Ralia und Launin weinten um ihre Söhne, denn in einer Nacht hatten sie beide verloren.
Das Böse jedoch schlug so schnell Wurzeln, als hätte es lange darauf gewartet. Der Hochherr Máeriqas nahm seine schlafende Schöne heim nach Bridon, wo er sie in einen kalten, durchsichtigen Sarg legte, der sie jedoch mit allem Lebensnotwendigem versorgte. In ihm liegt sie noch immer, wartet auf den Tag, an dem sie wieder erweckt wird. Bei nächster Gelegenheit erklärte Máeriqas dem Launin den Krieg. Und mit diesem, in dem die drei großen Reiche zerfielen, kamen Leid und Tod und Hass und Elend über alle Menschen. Königin Ralia und der edle Launin starben in der gewaltigen Schlacht um Hossberg. Doch das ist eine andere Geschichte. Launins Reich zerfiel blutig! Und Ksaver, der es vielleicht noch hätte zusammenhalten können, verzichtete zugunsten der Jagd auf seinen bösen Bruder auf den Thron.
Und daher, meine Freunde, die ihr viel Geduld mit mir bewiesen und dieser schrecklichen Geschichte euer Ohr schenktet: Daher verfolgt Ksaver, unsterblich durch die geheime Kunst seine Mutter, auch heute noch seinen Zwilling Sadon, den das Böse am Leben hält. Ich habe sie beide gesehen, dahinjagend auf ihren dampfenden Pferden, die Rote Morgensonne und den Schwarzen Mond. Wehe uns, wenn sie am Ende aller Tage aufeinandertreffen und Ksaver endlich seine Rache nimmt. Wehe …“
(Auszug aus „Meister Siebenhards Geheimnis“)
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